Martin Williams hat das Eishockeyspielen beim EC Bad Nauheim gelernt. Schon früh zeigte Martin sein großes Talent und so wurde er mit 18 Jahren in den Profikader der Roten Teufel berufen, mit der er 1994 in die 1. Liga aufstieg. Nach drei Jahren Bad Nauheim folgten weitere Stationen in der 1. Liga, DEL und der amerikanischen WPHL. Heute arbeitet Martin als Nachwuchstrainer und Fanbeauftragter der Roten Teufeln.
1. Wie bist Du zum Eishockeyspielen gekommen?
Zum Eishockey bin ich erst sehr spät gekommen. Mit 12 Jahren bin ich nach Bad Nauheim gezogen, da ich durch die Hochzeit meiner Mutter und meines Stiefvaters drei Jahre lang in Falkenstein lebte. In Falkenstein habe ich leidenschaftlich Basketball gespielt. Nach meinem Umzug nach Bad Nauheim konnte ich keinen guten Basketballverein finden und war so gezwungen eine neue Sportart auszusuchen. In meiner Schulklasse gab es einen Jungen der Eishockey spielte. Irgendwann hat er mich gefragt ob ich nicht Lust hätte mitzukommen. Das Angebot nahm ich dankend an. Mit 12 Jahren anzufangen ist natürlich spät. Aber ich liebe und lebte den Sport von der ersten Minute an.
2. In der Saison 94/95 hast Du bei der U20 WM für die deutsche Junioren Nationalmannschaft gespielt. Du bist in Amerika geboren und in Deutschland befand sich die Diskussion um Integration noch im Dornröschenschlaf. Was war das für ein Gefühl für Dich das Trikot mit dem Bundesadler zu tragen? Wie haben die Mitspieler bzw. Gegner es empfunden Dich im Trikot der deutschen Nationalmannschaft zu sehen?
Nicht die Hautfarbe war mein Bedenken, sondern als einziger Hesse in der Nationalmannschaft zu spielen, besorgte mich. Ich dachte immer, dass die berühmte DEB-Daunenjacke zu bekommen das Größte wäre. Da lag ich falsch. Eine Weltmeisterschaft für Deutschland zu spielen macht mir heute noch Gänsehaut. Von meinen Mitspielern wurde ich vom ersten Moment akzeptiert und respektiert.
3. Wer war Dein Kindheitsidol und welche Rolle hat er für Dich gespielt in Deiner Weiterentwicklung?
Ein Kindheitsidol hatte ich nicht wirklich.
4. Was war bislang Dein schönster bzw. schlechtester Moment im Eishockey?
Mein schlechtester Moment im Eishockey war meine Verletzung in der Saison 1999 als ich für Oberhausen in der DEL gespielt habe. Ich hatte mir eine Entzündung im rechten Fuß zugezogen. Zu allem Übel wurde ich fehlbehandelt und hätte dabei fast meinen Fuß verloren. Ich habe zwei schöne Momente, die ich mit dem Eissport verbinde. Einmal eine WM für Deutschland gespielt zu haben zweitens meinen Sohn auf Schlittschuhen zu sehen und mitzuerleben, dass es im genauso viel Spaß bereitet wie mir.
5. Deutschland ist ein Einwanderungsland. In der Welt des Sports spielt die Herkunft keine Rolle (siehe Fußball-Nationalmannschaft). Warum spielt die Herkunft außerhalb der Sportwelt so eine große Rolle? Was sollte sich in der Gesellschaft ändern, um Integration in Deutschland voranzubringen?
In der heutigen Welt sollten Hautfarbe, Religion oder Herkunft keine Rolle mehr spielen. Ich bin der Meinung, dass es an jedem einzelnen liegt etwas daran zu ändern.
6. Hast Du auf Grund Deiner Hautfarbe jemals Ressentiments erlebt?
In Deutschland habe ich persönlich nie wirklich Rassismus erlebt. Aber in den USA habe ich umgekehrten Rassismus erfahren, nämlich Schwarze gegen Weiße.
7. Nach drei Saisons in der DEL hast Du Deutschland den Rücken gekehrt und bist zurück zu Deinen Wurzeln nach Amerika. Was hast Du dabei empfunden?
Da ich im Alter von drei Jahren nach Deutschland gekommen bin, war es für mich etwas ganz besonderes meine Profikariere in Amerika fortzusetzen. Vor allem auch wegen der sportlichen Herausforderung und der anderen Mentalität der Amerikaner in Bezug zum Sport.
8. Wenn Du die Möglichkeit hättest, den nachfolgenden Generationen junger Eishockeyspieler einen Ratschlag mit auf ihrem Weg zu geben, was würdest Du ihnen sagen wollen?
Mein Ratschlag an Kinder, die in einer Situation wie wir aufwachsen möchte ich sagen:“ Never give up! Du kannst alles schaffen, solange du dein Bestes gibst!“ Auch wenn du es hier und da etwas schwerer haben wirst wie andere – kannst du es trotzdem schaffen. Du musst nur an dich glauben.
Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg!